Tauschringaktivist aus Kanada besuchte Warendorf
Warendorf. Einen Abstecher nach Warendorf machte der Tauschringaktivist
und Guinness-Buch Rekordinhaber John Turmel bei einer diesjaehrigen
Europareise. Angeregt wurde er dazu von der Lektuere der Tauschringseiten von Hans - Joachim Werner, der unter http://home.t-online.de/home/h.-j.werner/taurnf2.htm seit einigen Jahren das erste und eines der umfangreichsten weltweiten Tauschringverzeichnisse im Internet anbietet, bei dem auch ueber die Hintergruende dieser Bewegung des gerechten Handelns informiert wird. Turmel nahm per elektronischen Brief Kontakt zum Autor der Seiten, Hans- Joachim Werner, auf und dieser vermittelte ein Treffen mit Mitgliedern des Muensteraner Tauschringes LoWi e.V. mit dem zusammen eine Informationsveranstaltung ueber Tauschringe insbesondere in Kanada durchgefuehrt wurde. Zunaechst war man in Warendorf jedoch skeptisch und wollte in einem ersten Treffen den unbekannten Briefeschreiber aus Kanada persoenlich kennenlernen, da Turmel sich in seinen Briefen als schillernde Persoenlichkeit praesentierte hatte. Turmels Engagement fuer ein geldloses Tauschsystem ohne Zinsen wurde bei seinen politischen Kandidaturen fuer die Legalisierung des Gluecksspiels in Kanada geweckt. Als Student hatte Turmel bei Prof.Dr. Walter Schneider einen Kurs über die "Mathematik des Gluecksspiels" belegt und dabei festgestellt, dass es im
Pokerspiel mathematische Gesetzmaessigkeiten gibt, die ihm zu einem schnellen
Gewinn verhelfen konnten. Ein selbst gegruendetes Spielcasino musste er jedoch
schliessen, nachdem seine Aktivitaeten dem Kanadischen Staat ein Dorn im
Auge waren, da dieser einen Konkurrenten bei der Gluecksspieleinnahme
befuerchtete. Turmel blieb durch die Schliessung seines Casinos auf einer
hohen Steuerschuld sitzen, die sich durch Zinsen taeglich vermehrt. Die
Zinsschuld und Fragen von Waehlern bei seinen verschiedenen erfolglosen
Kandidaturen bei diversen Wahlen, wie er denn die Arbeitslosigkeit beseitigen
wolle, machten Turmel zu einem Anhaenger und Unterstützer von Tauschringen.
Seine erfolglosen Teilnahmen bei ueber 47 Wahlen im Laufe von 20 Jahren brachten
ihm einen Eintrag in das Guiness-Buch der Rekorde ein. Da ihm eine buergerliche
Existenz durch seine hohe Steuerschuld verwehrt ist, versucht er derzeit
mit dem Pokerspiel seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Bei Prozessen wird
er als anerkannter Sachverstaendiger fuer das Pokerspiel herangezogen.
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Händen ballt sich gesellschaftlich derzeit immer mehr Reichtum,
waehrend immer groessere Teile der Bevoelkerung sowie die Staatskassen immer
leerer werden. Der kapitalistische Neoliberalismus mit dem Rezept der Auslagerung
der Kosten und der Rationalisierung als Lösung aus der Wirtschaftskrise
ueberzeugt immer weniger Menschen. Praktische Alternativen zum Kapitalismus
kommen da bei kritischen Menschen vermehrt in den Blick. Warum, so fragte
sich Turmel, sollen nicht Bürger die Faehigkeiten besitzen und Menschen,
die ein Beduerfnis nach diesen Fähigkeiten haben nicht ueber einen
bargeldlosen Tausch zusammengebracht
werden.![]() Turmel präsentierte einen Kleincomputer zur Verrechnung von Tauschgeldeinheiten Bild: H.-J.Werner Turmel blieb nicht beim Fragen. Er nahm Kontakt zu den hunderten weltweit existierenden L.E.T.s (Local Exchange Trading Systems = Lokale Austauschorganisationen) Tauschringen auf, foerderte mit einigen tausend Dollarn sogar die bekannte Tauschringsoftware des Kanadiers Michael Linton. Gleichzeitig wollte er mit seiner diesjaehrigen Europa-Tour, die ihn und seine Lebenspartnerin Pauline u.a. durch Oesterreich, Deutschland, Frankreich, Daenemark und Schweden fuehrte, die europaeische Tauschringszene politisieren und vernetzen. Tauschringe funktionieren, das beweisen sie jeden Tag, so Turmel in seinem Vortrag in Münster. Er verwies auf das Beispiel der englischen Stadt Bradford, die mit EG-Mitteln nachbarschaftliches Engagement und Arbeitslosigkeit via Tauschringen erfolgreich angeht. Manchmal müssen Politiker, aber auch die Buerger selbst, Mut fuer unkonventionelle Lösungen entwickeln. Das ist die Botschaft von John Turmel. Sie wirkte trotz der scheinbaren Skurilitaet der vortragenden Person recht vernuenftig und bodenständig. Demgegenüber muss man fragen: Betätigen sich nicht einige unserer Politiker viel deutlicher als Gluecksspieler, indem sie die Ursachen der derzeiten wirtschaftlichen Misere nicht hinterfragen und alternative Handlungsstrategien einschlagen?
Kontakt zum münsteraner Tauschring LoWi. ist ueber folgende Adresse
moeglich: http://www.cyberclass.net/turmel/ Die Ennigerloher Agenda 21 greift übrigens am 7.1.2000 das Thema: Tauschringe und gerechte Wirtschaftsordnung in einer Veranstaltung um 20.00 Uhr in der Gaststätte Groyen auf. |